Dorsch – Kabeljau

Der Kabeljau oder Dorsch (Gadus morhua) ist ein Meeresfisch, der in Teilen des Nordatlantik und der Nord- polarmeers verbreitet ist. Als „Dorsch“ bezeichnet man den noch nicht geschlechtsreifen Kabeljau und die in der Ostsee lebende Population. In Norwegen, Dänemark und Schweden heißt er Torsk, der hochseebewohnende Fisch wird in Norwegen Skrei genannt. In den Niederlanden wird er Kabeljauw, in englischsprachigen Ländern Cod, in Frankreich Morue und in Russland Treska genannt. Der Kabeljau gehört zu den wichtigsten Speisefischen, ist von großer fischereiwirtschaftlicher Bedeutung und inzwischen durch Überfischung gefährdet.

Die sehr unterschiedlichen Namensgebungen sind also etwas irreführend. Die Herkunft der niederländischen Bezeichnung Kabeljauw – und später schließlich des deutschen Namens – ist immer noch umstritten. So wird angenommen, dass diese „offenbar aus der Konsonantenumstellung (Interversion) aus span. bacalao entlehnt“ wurde und resultiert. Andere vermuten eine Herkunft von der baskischen Bezeichnung bacalaiba, und mutmaßen deren Ursprung wiederum möglicherweise aus frühen Kontakten zwischen vor Neufundland fischenden Basken und nordamerikanischen Ureinwohnern. Doch sogar eine umgekehrte Entlehnung der spanisch/portugiesischen Bezeichnung aus dem Niederländischen ist denkbar.

Merkmale

Der Dorsch / Kabeljau hat einen langgestreckten, im Querschnitt annähernd runden Körper und erreicht Körperlängen von einem bis 1,40 Meter und ein Gewicht von etwa 40 kg. Die Maximallänge soll zwei Meter betragen, das höchste veröffentlichte Gewicht beträgt 96 kg. Die maximale Körperhöhe liegt bei einem Fünftel der Körperlänge, der Abschnitt von der Schnauzenspitze bis zum Beginn der ersten Rückenflosse ist kürzer als ein Drittel der Körperlänge (länger beim Pazifischen Kabeljau). Charakteristisch ist der vorstehende Oberkiefer und die kräftig Bartel am Unterkiefer, sowie, wie bei allen Gadinae (Dorsche i. e. S.) die drei Rückenflossen und die beiden Afterflossen. Die Schnauze ist länger als der Augendurchmesser.

Die Farbe des Dorsch / Kabeljaue ist variabel und fleckig grau, sandbraun bis grünlich auf der Rückenseite und an den Seiten und hell bis silbrig auf der Bauchseite. Auch rötliche Exemplare gibt es. Rötliche und grünliche kommen eher in mit Algen bewachsenen Arealen vor, graue eher über Sandböden oder in größeren Tiefen. In küstennahen Regionen lebende Exemplare, die Dorsche der Ostsee und die Population im Weißen Meer ist dunkler. Das Peritoneum, die Haut, die den Bauchraum auskleidet, ist silbrig, die Seitenlinie hebt sich hell von der Farbe der Körperseiten ab. Sie verläuft am Vorderkörper in einem Bogen hoch über den Brustflossen und in der hinteren Körperhälfte auf der Seitenmitte. Die Anzahl der Wirbel liegt bei 51 bis 55. Im Unterschied zu den beiden anderen Gadus-Arten ist der Kopf beim Kabeljau relativ schmal. Dorsch / Kabeljaue können ein Alter von 20 Jahren erreichen.

Verbreitung

Sein Verbreitungsgebiet reicht von der nordkanadischen Ungava Bay entlang der Allantikküste Nordamerikas bis Cape Hatteras an der Ostküste der Vereinigten Staaten, umfasst die Küsten der südlichen Hälfte von Grönland und reicht im europäischen Nordatlantik von Island, Spitzbergen und der Bäreninsel bis zur Barentssee, Nowaja Semlja und im Süden zur Biscaya und schließt auch die Nordsee und die Ostsee mit Ausnahme des Bottnischen Meerbusen mit ein.

Lebensweise

Dorsche / Kabeljaue vertragen Temperaturen vom Gefrierpunkt bis 20 °C, fast jede Salinität von sehr schwach salzigem Brackwasser bis zu reinem Meerwasser mit einem Salzgehalt von rund 3,5 % und leben in verschiedenen Habitaten von der Küstenlinie bis Tiefen von 600 Metern und darunter, meist aber zwischen 150 und 200 Metern Tiefe. Jungfische findet man eher im flachem Wasser in Tiefen von 10 bis 30 Metern in strukturreicher Umgebung in die sie sich vor Raubfischen verstecken können, wie Seegraswiesen oder Böden, die von Kies, Schotter oder größeren Steinen bedeckt sind. Ausgewachsene Kabeljaue bevorzugen tieferes, kälteres Wasser. Für ein einzelnes Exemplar, das bei Jan Mayen markiert wurde und bei Island wieder gefangen wurde, wurde eine Tauchtiefe von über 1000 Meter nachgewiesen.

Generell sind Dorsche / Kabeljaue Bodenfische und halten sich meist in Tiefen von 150 bis 200 Meter über dem Boden auf. Sagen die Bedingungen nicht zu, z. B. wenn der Sauerstoffgehalt zu niedrig ist, oder zur Nahrungssuche oder zur Fortpflanzung, schwimmen sie auch pelagisch im offenem Wasser in Tiefen von 30 bis 80 Metern. Ausgewachsene große Tiere bevorzugen kalte Temperaturen von 0 bis 5 °C. Der Aufenthaltsort der Kabeljaue wird im Allgemeinen mehr von einem ausreichenden Nahrungsangebot bestimmt, als von der Temperatur. Kabeljaue wandern zwischen Laich-, Fress- und Überwinterungsgründen. Wanderungen, die länger als 200 km sind, sind bei den Kabeljaue der Nordsee, des Ärmelkanals und der Irischen See selten, im nordöstlichen Atlantik legen sie dagegen Strecken von 800 bis 900 km zurück, Kabeljaue an den Küsten Grönlands wandern sogar über Entfernungen von mehr als 1000 km. Die Kabeljaue des nordöstlichen Atlantiks verbringen den größten Teil des Jahres in der Barentssee und wandern zum laichen an die Küste Norwegens. Für die Dorsche der Ostsee ist das Bornholmer Becken wichtig, das sowohl zur Futtersuche als auch als Laichgrund immer wieder aufgesucht wird.

Im westlichen Atlantik, im südlichen Golf von Maine, werden die Kabeljaue im Sommer durch steigende Wassertemperaturen an die Küste von Labrador getrieben, um später im Winter wieder nach Süden zu wandern oder tiefere Wasserregionen aufzusuchen. Im Spätherbst und Winter werden auch regelmäßig verschiedene Flussmündungen in Maine und Massachusetts aufgesucht. Tagsüber sind die Fische gesellig und bilden Gruppen, die etwa 30 bis 80 Meter über dem Meeresboden schwimmen. Nachts verteilen sie sich zur Nahrungssuche.

Einige Kabeljaugruppen leben relativ stationär immer im gleichen Lebensraum. Andere unternehmen erstaunlich lange Wanderungen und kehren niemals zu ihrem Geburtsort zurück. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit liegt dabei in der Größenordnung von fünf Kilometer am Tag. Bei einem Kabeljau, der in einem Monat von der Ostküste zur Westküste Grönlands wanderte, wurde allerdings eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,7 km/h berechnet.

Über die Wanderungen junger Kabeljaue ist nur wenig bekannt. Möglicherweise wechseln sie zwischen flachem Wasser im Sommer und tiefen Regionen im Winter. In der Barentssee folgen drei- bis vierjährige Tiere im März und April den laichenden Lodden zur Küste und im Sommer den Wanderungen der Lodden zu ihren Fressgründen. Werden sie älter, so schließen sie sich den ausgewachsenen Dorschen / Kabeljauen an, um an den Laichwanderungen teilzunehmen.

Ernährung

Der Dorsch / Kabeljau ernährt sich von einer Vielzahl von Beutetieren, darunter Krill, Flohkrebse, Vielborster, Stachelhäuter, Krebstiere, Muscheln und kleinere Fische. Kabeljaularven ernähren sich von Plankton, für Jungfische bis zu einer Länge von 25 cm machen kleine Krebstiere etwa 90 % der Nahrungsmenge aus. Mit zunehmendem Größenwachstum werden sie nach und nach durch mittelgroße und größere Zehnfußkrebse ersetzt. Große Exemplare werden zu ausgesprochenen Raubfischen und erbeuten Heringe, Lodden, die mit den Kabeljauen verwandten Schellfische und Tiefseedorsche und kannibalistisch auch kleinere Exemplare der eigenen Art. Währen der Anteil und die Zusammensetzung von benthischen Wirbellosen an der Nahrung im Lauf des Jahres kaum Veränderungen zeigt, ändert sich der Fischkonsum je nach Jahreszeit. Ozeanisch lebende Kabeljaue folgen den Wanderungszügen von Hering und Lodde, für die küstennah lebenden Populationen sind Sandaale ein wichtiger Nahrungsbestandteil. In tiefen Wasserschichten lebende Fische bevorzugen im Sommer und im Herbst Heringe, während sie im Winter und in ihrer Laichzeit eine gemischte Kost bevorzugen. In der Laichzeit der Heringe sind die Mägen der Kabeljaue oft prall mit Heringseiern gefüllt.

Fischerei, Nutzung

Der Dorsch / Kabeljau gehört zu den wichtigsten Fischen der Hochseefischerei und machte einen Anteil von fast 30 % in der weltweiten Grundfischerei aus. Die Fangmenge stiegt nach Angaben der FAO von knapp über zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf fast vier Millionen Tonnen im Jahr 1968 an und fiel seitdem kontinuierlich auf unter eine Million Tonnen im Jahr 2010 ab. Kabeljau wird auf ebenem Meeresgrund mit Grundschleppnetzen oder Snurrewaden (Dänemark) gefangen. Letzteres ist ein ringförmiges Netz, das vom Kutter über den Grund hin zu einer Verankerung eingezogen wird. Weiters werden Schwimmschleppnetze, Stellnetze, stationäre Kiemennetzen (vor allem bei Neufundland), Langleinen und Ringwaden benutzt. Der meiste Kabeljau wird bei Island, im Europäischen Nordmeer, bei Spitzbergen, der Bäreninsel und in der Barentssee gefangen. Die ehemals großen Vorkommen bei Neufundland und Westgrönland sind wegen Überfischung praktisch nicht mehr zu nutzen. Hauptfängernationen sind Island, Norwegen und Russland.

Kabeljaufleisch wird frisch, gefroren, gesalzen oder getrocknet (als Stockfisch) verkauft. Aus seiner Leber wird Lebertran hergestellt oder sie wird in Gläsern oder Dosen konserviert (Dorschleber). Auch die Eier werden frisch, geräuchert oder in Konserven vermarktet. Kabeljau war ein traditioneller Bestandteil von Fish and Chips, dem inoffiziellen Nationalgericht des Vereinigten Königreiches und wird auch für Fischstäbchen verwendet.

Schonzeit: keine, Mindestmaß: 38 cm